Geschichte
des Männergesangverein
Oberhaunstadt e.V.
Nachdem sich im Jahre 1949 der Kirchenchor von St. Willibald in Oberhaunstadt aufgelöst hatte, fanden sich sieben ehemalige Sänger des Kirchenchores zusammen und probten einmal pro Woche im Oberhaunstädter Keller. Da man sich die Aufgabe gestellt hatte, als Nachfolger des während des Krieges aufgelösten Arbeitergesangvereins einen Männergesangverein zu gründen, wurden Mitglieder geworben. Auf diese Weise stießen viele Geschäftsleute und andere bekannte Persönlichkeiten zu der Sangesgruppe, bis schließlich am 23.11.1950 in Anwesenheit von 24 Personen der Männergesangverein Oberhaunstadt mit ihrem bisherigen Chorleiter Stefan Le-grady als Dirigenten gegründet werden konnte. Das erste Vereinslokal des neu gegründeten Vereins war die Kellerwirtschaft Oberhaunstadt, wo der MGV bis etwa 1960 zu Hause war.
Der
Männergesangverein Oberhaunstadt schloß sich dem Oberdonau-Sängerkreis
an, dem er bis zu dessen offizieller Auflösung Ende 1998 treu blieb. In
der Anfangszeit stießen viele Aussiedler und Flüchtlinge zum MGV,
der dadurch rasch anwuchs. Die Kameradschaft wurde in dieser Zeit sehr groß
geschrieben und umschloß in Form von Familienabenden auch die Ehefrauen
der Sänger.
Bereits drei Wochen nach seiner Gründung trat der Männerchor bei einer Veranstaltung des Sportvereins an die Öffentlichkeit. In der darauf folgenden Woche fand dann ein Weihnachtssingen statt.
Der
MGV Oberhaunstadt feierte damals große Gartenfeste mit bis zu zweitausend
Gästen, von denen viele zusammen mit ihren Vereinen mit Bussen angereist
kamen, um durch Singen und Blasmusik zum Gelingen der Feste beizutragen.
Öffentliche Weihnachtsfeiern und Faschingsveranstaltungen waren damals selbstverständlich. Es wurde auch eifrig Theater gespielt, wobei die Darsteller nicht nur aus dem Chor selbst, sondern auch von den Familienmitgliedern der Sänger stammten. Außerdem hatte der MGV aus dem Kreise seiner Mitglieder eine eigene "Vereinskapelle". Als Mitglied des Oberdonau-Sängerkreises beteiligte sich der Verein an den alljährlichen Sängerfesten und Sängertreffen. In Vereinsausflügen und Familienabenden wurde immer dafür gesorgt, daß Geselligkeit und Frohsinn nicht zu kurz kamen. Eine Vielzahl von Sängern wurde bei Geburtstagen und Hochzeiten durch das Singen von Ständchen geehrt. Andererseits mußte der Verein auch an offenen Gräbern stehen und für aktive Sänger oder passive Mitglieder zum letzten Dank und Gruß das Grablied singen. Auch beteiligte sich der Männergesangverein an den Heldengedenktagen, die in Oberhaunstadt im Vergleich zur Stadt Ingolstadt um eine Woche vorgezogen durchgeführt werden, und sang in St. Willibald eine Messe und am Ehrenmal ein Grablied.
Bereits
im Jahre 1954 war ein erster besonderer Höhepunkt erreicht, da am 20. Juni
dieses Jahres das Kreissängertreffen des Oberdonau-Sängerkreises in
Oberhaunstadt stattfand. Dies hat von allen Sängern eine besonders hohe
Einsatzbereitschaft erfordert. Insbesondere in der letzten Woche vor dem Sängertreffen
stellten sich nicht nur die Männer, sondern auch Frauen und Mädchen
in den Dienst der Sache. Sie banden bis in die Nacht Girlanden und schmückten
am Vorabend den Festplatz. An dem Sängertreffen nahm außer Vereinen
des Oberdonau-Sängerkreises und der Blaskapelle Richter auch ein großer
Gesangverein aus Ansbach teil. Oberhaunstadt war damals noch eine selbständige
Gemeinde. Dennoch hat es sich Ingolstadts Oberbürgermeister Strobel nicht
nehmen lassen ebenfalls wie etwas über 2000 Besucher, diesem Sängertreffen
beizuwohnen.
Durch
derartig glanzvolle Festlichkeiten wurde der Verein bald ein tragender Pfeiler
des öffentlichen Vereinslebens in Oberhaunstadt und erlebte in dieser Zeit
mit 134 Mitgliedern auch seine erste Glanzzeit. In diese Zeit fiel auch der
Erwerb des ersten, allerdings bereits gebrauchten Klaviers.
Mit dem Umbau
der Kellerwirtschaft etwa im Jahre 1960 begannen die Zeiten der Unruhe. Nach
kurzen Beherbergung im Rosengarten und dann im seinerzeitigen Café Gotzler
(am Dorfplatz in Oberhaunstadt), die zu einem beträchtlichen Aderlaß
beim Verein und zu häufigen Dirigentenwechsel führten, konnte der
MGV von 1962 bis 1978 im Rosengarten endlich wieder zur Ruhe kommen, wo der
Nordbräu für den Verein Notenschränke einbauen ließ. In
dieser Zeit gab es die ersten Tagesfahrten des Vereins, aus denen ab Anfang
der 70er Jahre 2-Tages-Fahrten wurden. Im Jahre 1969 erstand der MGV dann endlich
auch ein neues Klavier, das sich auch heute noch im Besitz des Vereins befindet.
In das Jahr 1969 fiel dann unter der Leitung von Hans Speth das erste Konzert des MGV Oberhaunstadt, bei dem außer dem gastgebenden MGV Oberhaunstadt noch der Schülerchor der Volksschule Oberhaunstadt unter der Leitung von Lehrer Martin, die Blaskapelle Mailing-Feldkirchen unter der Leitung von Hans Speth und am Klavier Alexander Hönig mitwirkten. Veranstaltungsort war die Turnhalle von Oberhaunstadt. Ein weiteres Festkonzert veranstaltete der Männergesangverein in der Turnhalle anläßlich seiner 20-Jahr-Feier am 10. Mai 1970, zu welcher der MGV allein 9 Titel beitrug.
Auch anläßlich seiner 25-Jahr-Feier gab der MGV in der Turnhalle von Oberhaunstadt am 10. Mai 1975 wiederum ein Festkonzert unter der Leitung von Karl Martin. An diesem Konzert, bei welchem der MGV 17 Titel vortrug, übernahm Horst Grund die Chorbegleitung auf der Hammondorgel, und die Musikschule Horst Grund war auch mit Solisten auf der Hammondorgel mit von der Partie.
Als Mitte Juni 1978 das bisherige Vereinslokal Rosengarten umgebaut wurde, begann die Wanderschaft des MGV aufs neue mit all den abträglichen Auswirkungen auf den Verein. Im Gasthaus Treffer in Unterhaunstadt fanden die Sänger für eineinhalb Jahre Asyl. Dann folgte der Umzug ins Sportheim am Weckenweg. Im März des Jahres 1981 fand der Verein endlich eine Heimat im Vereinsheim "Alter Wirt" der Marinekameradschaft. Die Marinekameradschaft mit ihrem damaligen Vorsitzenden Sepp Moosburger hat sich in dieser Zeit als idealer Partner des MGV erwiesen und den Männergesangverein bei dessen Festen nach besten Kräften unterstützt.
Karl Martin war von bisher insgesamt 11 Chorleitern der Dirigent, welcher dem MGV für die bisher längste Zeit in dieser Funktion zur Verfügung stand, wobei er aus Gesundheitsgründen diese Tätigkeit für längere Zeit unterbrechen mußte, bis er schließlich 1986 seine Tätigkeit als Dirigent beenden mußte. Es war ein Glücksfall, daß es dem MGV gelungen ist, noch ab Herbst des gleichen Jahres mit Peter Slesiona einen Musiklehrer als Nachfolger für dieses Amt zu finden.
Die
40-Jahr-Feier
beging der MGV etwas ruhiger als seine früheren Jubiläumsfeiern. Am
6. Oktober 1990 veranstaltete der MGV ein musikalisch-unterhaltsames Weinfest,
wobei örtliche Sängergruppen und Chöre, insbesondere der erst
drei Jahre zuvor ins Leben gerufene Frauenchor unter der Leitung von Hans Wohlrab,
mitwirkten. Am nächsten Tag (Sonntag) sang der MGV in St. Willibald die
Schubert-Messe. Anschließend ging es zum musikalischen Frühschoppen
mit Weißwurstessen ins Marineheim "Alter Wirt".
In den letzten Jahren wurden die Aktivitäten des MGV durch die Teilnahme oder durch Veranstaltungen am Adventssingen, Hoagarten und Herbstsingen erweitert.
Der Männergesangverein war in der Vergangenheit stets ohne einheitliche Kleidung aufgetreten. Zunächst gelang es, vom Nordbräu für die aktiven Sänger einheitliche Krawatten zu erhalten. Außerdem wurden einheitliche, mit einer Lyra bestickte weiße Hemden besorgt, so daß der Verein bei seinen Auftritten ein einheitliches Bild bot. Ab dem Jahre 1993 besitzen die aktiven Sänger ein rotes Sakko und eine blaue Krawatte mit aufgesticktem Violinschlüssel. Das Sakko des Dirigenten ist in dunkel-blau gehalten, während seine Krawatte silbergrau ist. Außerdem gibt der MGV zwei Mal jährlich ein eigenes Vereinsheft heraus.
Ein
besonderer musikalischer Leckerbissen war am 19.10.1997 die Teilnahme des MGV
an einer Orgelmesse (Messe fis-Moll für zwei Chöre und zwei Orgeln
op. 36 von Charles-Marie Widor) im Ingolstädter Münster unter der
Leitung von Franz Hauk. Für die Sänger des MGV war es ein ganz besonderes
Erlebnis, zusammen mit dem Chor des Liebfrauenmünsters in Ingolstadt zu
singen. Es sollte jedoch nicht bei dieser einen Mitwirkung von Sängern
des MGV an einer außer-gewöhnlichen musikalischen Veranstaltung bleiben.
Das Jahr 1999 bot gleich zwei außerordentlich anspruchsvolle Veranstaltungen,
an denen sich sehr viele Sänger des MGV beteiligten. Im Rahmen des Chorprojektes
"Verona in Ingolstadt" traten am 4.7.1999 erstmals die "vereinigten Chöre
Ingolstadt" zusammen mit dem Georgischen Kammerorchester unter der Leitung von
Alfredo Ibarra bei einer Gala Open Air auf, welcher zu den ersten Dirigenten
Mexikos zählt. Der "vereinigte Chor" sang in italienischer Sprache Auszüge
aus Nabucco, Il Trovatore und Aida. Da dem mexikanischen Dirigenten Alfredo
Ibarra die Gala Open Air offenbar außerordentlich gut gefallen hatte,
leitete er am 20.11.1999 im Stadttheater Ingolstadt ein Strauß-Medley
mit Melodien aus der Fledermaus und dem Zigeunerbaron.
Gerade die Teilnahme von Sängern des MGV erwies sich für den MGV als äußerst werbewirksam und ermunterte mehrere Sangesfreunde aus dem Süden der Stadt, dem Männergesangverein Oberhaunstadt als aktive Sänger beizutreten.
Da der Oberdonau-Sängerkreis offiziell aufgelöst wurde, ist der Männergesangverein Oberhaunstadt seit dem Beginn des Jahres 1999 dem Donau-Altmühl-Sängerkreis angeschlossen, der seinerseits dem Bayerischen Sängerbund angeschlossen ist.
Der
MGV hatte sich bei seiner Gründung Statuten gegeben, die im Jahre 1968
durch eine offizielle Satzung abgelöst wurden, welche in Zusammenarbeit
mit dem Oberdonau-Sängerkreis erarbeitet worden war. Im Jahre 1999 wurde
diese Satzung schließlich abgelöst durch eine neue Satzung, in welcher
auch berücksichtigt wurde, daß der MGV sich 1999 ins Vereinsregister
hat eintragen lassen.
Der MGV hat im Laufe seiner 50-jährigen Vereinsgeschichte vielmals sein Vereinslokal wechseln müssen. Im Jahre 1999 gelang es dem Verein erstmals, daß er ein eigenes Vereinsheim bekommt. Im ehemaligen Schulgebäude am Dorfplatz 2 in Oberhaunstadt war das Erdgeschoß freigeworden. Die Räume sind gründlich renoviert worden und werden am 17. Mai 2000 offiziell an den MGV übergeben werden.
In
den vergangenen Jahren war die Mitgliederzahl einem häufigen
Schwanken unterworfen. Durch die vielen Aktivitäten des Vereins auch außerhalb
der Grenzen der ehemaligen Gemeinde Ober- und Unterhaunstadt hat die Mitgliederzahl
(derzeit 142 Mitglieder) die magische Marke von ,,150"
Mitgliedern überschritten, wobei
als 150. Mitglied
die kleine Tochter Christina der neuen Chefin Eva-Kristine Wittmann-Ott vom
Nordbräu Oberhaunstadt registriert wurde.
Krönender Abschluß der vergangenen Jahre für den MGV war Anfang April 2000 die Aufnahme einer CD, die am 4. Juni 2000 im Rahmen eines Tages der offenen Tür der interessierten Bevölkerung und Freunden des Gesanges vorgestellt und feilgeboten wurde.
Ingolstadt feierte heuer sein 750jähriges
Bestehen als Stadt. An dem großen Festzug, welcher die wichtigsten Ereignisse
dieser 750jährigen Geschichte in Form von Bildern widerspiegelte, nahm
auch der MGV Oberhaunstadt mit einer starken Abordnung teil. Der MGV hatte sich
für das Bild das Jahr 1516 mit dem Erlass des Reinheitsgebots entschieden.
Da zu jenem Zeitpunkt die Männer in der Regel einen Bart trugen, haben
sich die Festzugteilnehmer des MGV für diesen Anlass einen Bart wachsen
lassen, so dass sie in der zeitgemäßen Kleidung und den Bärten
ein abenteuerliches Bild boten. Die Sänger saßen auf einem von MGV-Mitgliedern
geschmückten, von zwei kräftigen Kaltblütlerpferden gezogenen
Leiterwagen, wobei selbstverständlich ein Fass Bier und Holzkrüge
nicht fehlen durften. Während des Umzuges entboten die Sänger den
zahlreichen Bürgern von nah und fern immer wieder ihren Sängergruß
oder andere kurze musikalische Kostproben.
Der MGV Oberhaunstadt hat sein Jubiläumsjahr
anlässlich seines 50jährigen Bestehens mit einem Festwochenende
am 29. und 30. Oktober 2000 beendet. Als Schirmherrin des Festwochenendes konnte
die neue Nordbräu-Chefin Eva-Kristine Wittmann-Ott gewonnen werden. Die
Patenschaft für das Jubiläumsfest hat der Musik- und Gesangverein
Etting übernommen. Der MGV Oberhaunstadt ist zu diesem Zweck bereits am
16. Mai dieses Jahres mit einem geschmückten Handwagen mit einem Fass Bier
und mit einer zünftigen Brotzeit nach Etting gefahren, damit die vom MGV-Vorsitzenden
Robert Schidlmeier kniefällig vorgetragene Patenschaftsbitte erhört
wurde.